Gute Reiseveranstalter für Freiwilligendienste im Ausland

Freiwilligendienste im Ausland richten sich vorrangig an junge Menschen in der Orientierungsphase nach dem Abschluss der Schule. Bevor Studium oder eine berufliche Tätigkeit beginnen, kann man so auf Reisen international praktische Erfahrungen zu sammeln und dabei sinnvolle Arbeit für gemeinnützige Projekte  verrichten.

Fremde Länder und Kulturen lernt man auf diese Weise so hautnah kennen, wie das auf "normalen" Urlauben kaum möglich ist. Inzwischen werden einige Freiwilligendienste übrigens auch für Menschen im Alter von 30+ angeboten.

Im Idealfall sind sowohl die Themenschwerpunkte und Konzeption der Projekte auf eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände und Hilfe zur Selbsthilfe vor Ort angelegt. Auch die Bedingungen für die Unterbringung und Verpflegung der Freiwilligen vor Ort berücksichtigen in der Regel Nachhaltigkeits-Aspekte viel stärker als viele „Standard“-Reisen. 

 

Angebote von gemeinnützigen Trägern

Es gibt eine Reihe von Angeboten, die von gemeinnützigen Trägern wie Kirchen und Wohlfahrtsverbänden verantwortet werden, welche eine bestimmte Zahl an Interessierten für den Einsatz in Entwicklungsländern vermitteln. Diese Träger übernehmen teilweise Reisekosten, vermitteln eine Unterbringung und manchmal bekommen Teilnehmer sogar ein kleines Taschengeld für ihre Arbeit.

Es gibt hierfür allerdings eine eingeschränkte Anzahl an Plätzen und Zielorten und teils unterschiedliche Bewerbungsverfahren.

Einschlägige Vorerfahrungen im sozialen Bereich, bei gemeinnütziger Jugendarbeit, eine passende Berufsausbildung oder andere besondere Qualifikationen können zumindest helfen, um Chancen zu haben, an einem „Wunschprojekt“ teilnehmen zu können.

Mehr Infos zu angebotenen Projekten erhält man zum Beispiel beim ijgd einem Bundesverein der viele gemeinnützige Vereine vertritt und seit mehr als 60 Jahren Freiwilligendienste im In- und Ausland organisiert.

Im Ausland werden sogenannte Workcamps für junge Leute aus den verschiedensten Ländern und Kulturen der Welt veranstaltet, um gemeinsam zwei bis vier Wochen zusammen zu leben und sich für ein sinnvolles Projekt zu engagieren. Die Teilnehmer setzen ihre Arbeitskraft für ein gemeinnütziges Projekt ein, wofür sie keinen Arbeitslohn, jedoch freie Unterkunft und Verpflegung erhalten. Mehr Infos beim ihgd.

 

Reiseveranstalter für Freiwilligendienste im Ausland

Inzwischen vermitteln aber auch spezialisierte Reiseanbieter Freiwilligendienst-Projekteinsätze im Ausland. Das Spektrum reicht von nachhaltigen Projekten im sozialen und ökologischen Bereich bis hin zum Tierschutz.

  • Dabei gibt es zum Teil reine Freiwilligendienste, es werden von einzelnen Reiseveranstaltern aber auch „Upgrades“ mit mehr touristischen Bestandteilen oder Ausflügen angeboten.
  • Dazu können zum Beispiel anschließende Rundreisen gehören, um das Land besser kennenzulernen.
  • Viele Reiseanbieter haben darüber hinaus auch die klar von Freiwilligendiensten zu unterscheidenden Work + Travel Reisen für meist andere Zielregionen im Programm, mit denen man sich seine Reise mit Aushilfstätigkeiten vor Ort finanzieren kann.

Im Idealfall haben spezialisierte Reiseveranstalter für Freiwilligendienste jahrelange Erfahrungen in diesem Bereich, kennen den nachhaltigen Ansatz der Projekte und bringen dort regelmäßig Volunteers unter. Sie können so eine wichtige organisatorische Funktion für Planung und Durchführung der Reise und des Projekteinsatzes sowie eine wichtige Stütze bei Fragen vor Ort sein. Natürlich fallen Kosten für die Tätigkeit des Reiseanbieters an genauso wie für Unterkunft und laufende Kosten vor Ort an, die der Volunteer trägt. Die Reisenden bringen ihre Arbeit als ehrenamtlicher Helfer ein und erhalten dafür in der Regel keine finanzielle Unterstützung.

Herz-Insel



Nachhaltigkeit und Vorteile von Freiwilligendiensten im Ausland

  • In vielen Projekten verbleiben mehr Einnahmen als im herkömmlichen Reisegeschäft lokal vor Ort, unter anderem durch eine Unterbringung der Volunteers in Gastfamilien.
  • Im Falle eines langfristigen Projektes kann durch die Projektarbeit selbst ein weiterer deutlicher Anteil an Nachhaltigkeitsaspekten vor Ort erwartet werden und sollte auch vom Projektträger transparent kommuniziert und belegt werden.
  • Junge Europäer können von solchen Reisen im Bezug auf Weltoffenheit, Einsichten in Zusammenhänge und fremde Lebenswirklichkeiten in Verbindung mit sozialen Kontakten viel für ihren eigenen Lebensweg mitnehmen.

Nachteile / Einschränkungen

Fehlt eine praktische Berufsausbildung bei den Volunteers, sind Eigeninitiative, Zutrauen sowie Organisationstalent und ein zupackendes Wesen gefragt, damit man sich vor Ort sinnvoll eingesetzt fühlt und Projekte tatkräftig unterstützen kann. Der Suche nach der touristisch interessantesten „Location“ sollte bei Reiseanbietern und Volunteers nicht im Vordergrund stehen. Wer die eigenen Fähigkeiten gut einschätzen kann und Projekte danach aussucht, wird voraussichtlich mehr Sinn für seine Tätigkeit empfinden. Weitere Einschränkungen:

  • Die Reisedauer ist bei den meisten Reisen oft zu kurz, um mit dem Gefühl nach Hause zu kehren, man habe mit seiner Arbeit etwas nachhaltig bewirkt.
  • Hilfsprojekte betonen meist das Ziel, vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Werden keine oder nur unzureichend Einheimischen als Teilnehmer in der praktischen Arbeit am Projekt beteiligt, stehen die Chancen schlecht, die langfristige Entwicklung des Projektziels zu erreichen.
  • Nicht alle Reiseanbieter weisen auf ihren Webseiten detaillierte Informationen zur Nachhaltigkeit und zum Umfang der organisatorischen Betreuung der Volunteers aus.
  • Ebenso fehlen nicht selten detaillierte Tätigkeitsbeschreibungen für „Volunteers“. Man sollte sich in diesem Fall nicht mit allgemeinen Formulierungen begnügen und die engere Auswahl an Projekten beim jeweiligen Träger bzw. Veranstalter hinterfragen. Sind auch dann keine klaren Aussagen zu erhalten, kann das ein Hinweis auf mangelnde Sorgfalt bei der Organisation der Volunteer-Einsätze sein. 

Meist wenig hilfreich sind in der Regel Kurz-Einsätze in sogenannten Waisenhaus-Projekten. Es hat sich hier eine regelrechte Tourismus-Industrie gebildet. Zum Teil arbeiten größere "Vermarkter", die ebenso größere Teils des Reisepreises für ihre Reise-Organisation beanspruchen wie auch Partner-Unternehmen im jeweiligen Land. Nur ein relativ kleiner Teil landet wirklich bei Waisenhäusern. Über einen kurzen Aufenthalt wechselnder Europäer, meist ohne nötige Sprachkentnisse, kann diesen Kindern deutlich weniger geholfen werden als mit finanzieller Hilfe für lokale Schulen, SOS-Kinderdörfer und Hilfen zur Selbsthilfe direkt durch einheimische Hilfsorganisationen.

Eine Reihe von solchen Projekten ist in die Kritik geraten, soziale Motive bei Jugendlichen Westeuropäern auszunutzen, wobei Waisenhäuser vor allem als "Marketing-Tool" dienen. Eine ausführliche Reportage hierzu findet sich z.B. beim WDR "Kritisch Reisen: Gutes tun im Urlaub - und wer daran verdient".

 

Ausgewählte Reiseveranstalter

Bei den bisherigen Recherchen sind uns folgende Anbieter im Vergleich mit einigen anderen Anbietern positiv aufgefallen - im Bezug auf die anzunehmende Nachhaltigkeit der Projekte und ebenso auf die Sinnhaftigkeit der Tätigkeit für Freiwilligendienste. Ausführlicher als bei vielen vergleichbaren Projekten findet man hier Detail-Beschreibungen zu den wichtigsten Themen: 

Worldunite bietet neben Reisepaketen in Zusammenarbeit mit örtlichen Agenturen auch ein sogenanntes „Voluntourism-Reisen“-Programm an. Dabei bucht man einen meist mehrwöchigen Einsatz inklusive einer Unterkunft und Unterstützung durch einen Ansprechpartner vor Ort. 

Projekte unter anderem in Tansania, auf Sansibar, in Ghana, Israel, Indien, China, Nicaragua, Bolivien und Ecuador.

 

Karmalaya - Nachhaltigkeit ist auch hier nach Bekunden der Betreiber ein besonderes Anliegen. Man scheint eng mit lokalen Organisationen zusammen zu arbeiten und Einheimische in die Projekte stark einzubinden. Projekte in Nepal, Indonesien und Indien und Uganda.

Doch auch für diese wie für die Auswahl anderer Reiseveranstalter bzw. Organisatoren gilt: Wichtige Fragen klärt man vorab, vor einer Buchung. Seriöse Anbieter werden sich immer Mühe geben, offene Fragen zum Projekt sowie zu Prinzipien und Standards der angebotenen Reisen zu beantworten. Man sollte sich vor einer Buchung immer die Frage stellen: Habe ich eine Qualifikation, die für die Menschen vor Ort hilfreich sein kann ode rgeht es hauptsächlich um das Reiseerlebnis? Aufschlussreich ist auch, wenn man über Quellen außerhalb der Websites der Anbieter Erfahrungsberichte früherer Volunteers finden kann. 


Muss man in die Ferne schweifen?

Jedenfalls nicht, um Sinnvolles zu tun. Wer seinen Urlaub in Deutschland mit einer Tätigkeit im Umweltschutz verbinden möchte, kann dies z.B. über den Bund Naturschutz. Bund-Reisen bietet unter dem Motto "Fahrtziel Natur" Möglichkeiten, Urlaub und Engagement zu verbinden.

Wer sich in der Orientierungsphase für die weitere Ausbildung befindet oder Wartezeiten sinnvoll überbrücken möchte, hat oft noch deutlich mehr Zeit. Beim sogenannten Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) kann man im Alter bis zu 27 Jahren in vielen sozialen Einrichtungen verschiedenster Art in Deutschland arbeiten. Das gilt auch für Einrichtungen der Umwelt- und Energietechnik, Agenturen für nachwachsende Rohstoffe oder für Projekte des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ), bei dem Umwelt und Natur in Deutschland im Mittelpunkt stehen, unter anderem beim Bund Naturschutz.

Mehr Infos zu Freiwilligendiensten beim Bundesverien ijgd