Wollen Deutsche überhaupt nachhaltig reisen?

Neue Studien packen den Koffer aus

Die Ergebnisse zweier Studien zeigen, dass bei den Deutschen grundsätzlich ökologisches Bewusstsein und Interesse für nachhaltiges Reisen vorhanden ist. Allerdings gibt es auch einige, teils sehr menschliche Hürden.

Bezogen auf die große Masse der Urlauber attestiert eine aktuelle GfK-Untersuchung 2015 für den Tourismus den Deutschen noch einen Nachholbedarf beim Thema umweltfreundliches Reisen.

  • 15 Prozent der Deutschen wählen laut GfK-Studie ihre Urlaubsziele danach aus, ob bei der Reise die Umwelt geschont wird und würden dafür auch Einschränkungen beim Urlaubserlebnis hinnehmen.
  • Etwa jeder Fünfte Befragte gab dabei an, aus Umweltschutzgründen eine Reise mit dem Flugzeug zu vermeiden, auch wenn die Flugreise günstiger oder schneller wäre – hier ist die Bereitschaft in der Langfristbetrachtung laut GfK allerdings leicht rückläufig.
  • Immerhin knapp ein Drittel der Deutschen zeigt sich jedoch grundsätzlich bereit, einen Aufpreis für umweltfreundliches Reisen wie zum Beispiel eine CO2 Kompensation für Flug- oder Bahnreisen zu bezahlen.

 

Potenzial für Nachhaltigkeit und sanften Tourismus vorhanden

Bezogen auf die große Masse der Urlauber attestiert die GFK-Studie den Deutschen noch einen Nachholbedarf beim Thema umweltfreundliches Reisen. 

Doch auch hier scheint es ein Potential für Nachhaltigkeit im Urlaub zu geben. Die Ergebnisse zeigen laut GfK, dass bei den Deutschen auch in Bezug auf Urlaubsreisen grundsätzlich ökologisches Bewusstsein vorhanden ist. 

  • Bereits 40 Prozent der Bundesbürger achten demnach darauf, Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen zu kaufen, die ökologisch nachhaltig und umweltfreundlich orientiert sind. In dieser Gruppe ökologisch orientierter Verbraucher ist auch der Anteil von Personen deutlich höher, die bei Urlaubsreisen der Umwelt zuliebe persönliche Einschränkungen hinnehmen würden.
  • Jeder Zweite dieser umweltfreundlichen Verbraucher wäre bereit, für den hinterlassenen „ökologischen Fußabdruck“ bei einer Urlaubsreise zum Beispiel eine CO2 Kompensation für Flug- oder Bahnreisen zu entrichten.
  • Immerhin 31 Prozent der Befragten würden aus Umweltschutzgründen Flugreisen vermeiden.
  • Wenigstens jeder Vierte dieser Deutschen würde seine Urlaubsziele nach ökologischen Gesichtspunkten auswählen.

 

Quelle: Kernergebnisse einer Untersuchung im Bereich Reisen und Tourismus auf Basis des GfK Global Green Index, einer gemeinsamen Studie von GfK und GfK Verein, die 2015 veröffentlicht wurde.

 

Studie des Bundesumweltministeriums -  hohes Interesse und Hürden für nachhaltigen Urlaub

Auch die Studie "Nachfrage für nachhaltigen Tourismus" im Rahmen der Reiseanalyse 2014, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt wurde, untersucht Einstellungen, Potenzial und Hürden bei der Entscheidung für einen nachhaltigen Urlaub.

  • Laut der Befragung ist für rund 31 Prozent der Befragten die ökologische Verträglichkeit von Urlaubsreisen wichtig, 38 Prozent möchten sozialverträglich reisen.
  • 42 Prozent der Bevölkerung finden es wichtig, dass sich Reiseveranstalter für Nachhaltigkeit engagieren.
  • Hürden für nachhaltigen Urlaub Im Bereich lagen laut Angaben der Befragten vor allem im Bereich der fehlenden Information und einer zu geringen Anzahl an nachhaltigen Angeboten für die Wunschziele. Bei 49% der Befragten führten eigene Urlaubswünsche, die nicht mit nach- haltigen Angeboten zu erfüllen waren, dazu, dass die Reise nicht nachhaltig gestaltet wurde.
  • Etwas mehr als die Hälfte (55%) derjenigen, die gerne nachhaltig verreist wären, sehen in den zusätzlichen Kosten einen Hinderungsgrund.

tastatur-nachhaltigkeit-fot49684574-400pxWenn man beide Studien im Zusammenhang betrachtet, ergibt sich der Eindruck von zwei Zielgruppen für nachhaltigen Urlaub.

Die kleinere ist durch einen zunehmend ökologisch orientierten Lebensstil bereits leichter bereit, einzelne Entscheidungen für einen nachhaltigen Urlaub zu treffen.

Eine deutlich größere Gruppe ist zwar ebenfalls prinzipiell interessiert, wenn die Reiseveranstalter für mehr Nachhaltigkeit sorgen - allerdings sollte die Reise dadurch für diese Zielgruppe nicht mehr kosten. Je nach Reiseziel und Reiseart kann dies im Einzelfall zwar möglich sein, stößt aber gerade im sozialen und ökologischen Bereich an Grenzen (u.a. wg. fairer Bezahlung, Umweltschutz).

Je mehr einzelne Maßnahmen von Anbietern sich als "Werbewert", als Sonderstellung im Wettbewerb auszahlen, desto eher wird eine positive Entwicklung auch wirtschaftlich befördert. Klassische Beispiele am unteren Ende der Möglichkeiten starten bei Hotels bereits bei kleinen Unterscheidungen in der Wahrnehmung, z.B. durch Solarstrom-Nutzung aus Eigenproduktion oder beim Essen mit überwiegenden Zutaten aus kleinen regionalen Betrieben, mit oder ohne Bio-Siegel. Alles offensiv vermarktet, versteht sich.

Was den Kunden wirklich wichtig ist, wird vermehrt angeboten werden. Aber Einstellungen entstehen eben nicht über Nacht, sie entwickeln sich manchmal langsam und stetig. Potenzial ist offensichtlich weiterhin vorhanden, man muss es nur nutzen.